Wie wirkt die Klimaerwärmung auf Schädlinge?
Insekten sind wechselwarme Tiere und somit von der Umgebungstemperatur abhängig. Unser wichtigster Borkenkäfer, der Buchdrucker, ist an harte Winter angepasst und überlebt im Käferstadium eine Absenkung seiner Körpertemperatur auf unter -20 ° Celsius.
Höhere Temperaturen in der Vegetationszeit beschleunigen die Entwicklung dieses Borkenkäfers. Dauert es bei 20 ° Celsius Dauertemperatur 48 Tage von der Eiablage bis zum Schlupf der fertig entwickelten Käfer, vermindert sich die Entwicklungsdauer bei 25 ° Celsius auf 33 Tage. Durch die raschere Entwicklung ist es dem Buchdrucker möglich, mehrere Generationen pro Jahr auszubilden. Dies führt zu einem enormen Populationswachstum. Gibt es in solchen Jahren auch ein erhöhtes Angebot an Brutmaterial, etwa nach Windwürfen, kommt es sehr leicht zu Massenvermehrungen.
Bei Trockenheit verringert sich zudem die Abwehrfähigkeit der Bäume, wovon vor allem sekundäre Rindenbrüter, wie Borkenkäfer oder Prachtkäfer, profitieren.
Einschleppung und Transport
Die Effekte des sich ändernden Klimas werden überlagert von Auswirkungen des globalen Handels mit Holzprodukten und Pflanzen. Über Holz- und Pflanzenimporte gelangten beispielsweise der Citrusbockkäfer, der Asiatische Laubholzbockkäfer, die Esskastanien-Gallwespe, aber auch Pilz- und Bakterienkrankheiten aus Asien und Amerika nach Europa. Der Handel von Pflanzgut innerhalb Europas trug dazu bei, dass sich diese binnen weniger Jahre am ganzen Kontinent etablieren konnten. Auf welche Weise Schadorganismen auch ins Land kommen, durch Trockenstress anfälligere Bäume und durch abiotische Ereignisse gestörte Waldökosysteme können invasiven Organismen gute Bedingungen für die Etablierung bieten.
Was können wir tun?
Die Forstleute und alle am Wald Interessierte können durch Beobachten von Veränderungen zum Waldschutz beitragen. Neue Befallsmuster oder neu auftretende Schädlinge sollen dokumentiert und den Forstbehörden bzw. dem Bundesforschungszentrum für Wald gemeldet werden. Es könnte sich um neu eingeschleppte Schadorganismen handeln oder um eine von geänderten klimatischen Bedingungen bewirkte neuartige Schädigung durch heimische Insekten oder Krankheiten.
Und es darf nicht auf die altbekannten, heimischen Schädlinge vergessen werden. In nadelholzreichen Beständen wird die Bedeutung der Borkenkäfer aufgrund der oben dargestellten Effekte zunehmen. Der Waldschutz begrüßt alle waldbaulichen Eingriffe, die die Diversität im Wald erhöhen und so schwierigere Bedingungen für spezialisierte Schadorganismen schaffen. Zudem können solche Maßnahmen natürliche Gegenspieler von Schädlingen fördern und dienen nicht zuletzt als Versicherung für die Aufrechterhaltung der wichtigen Waldfunktionen des Gesamtbestandes, sollte eine Baumart ausfallen oder besonders geschädigt werden.