Kapitel 2.1

Waldbau

2.1 Baumartenwahl

2.1.1 Zuwachs ist nicht alles

Bei der Wahl der Baumarten sollte nicht allein der Zuwachs im Fokus stehen, da Faktoren wie Biodiversität, Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel und ökologische Funktionen ebenso entscheidend für die langfristige Gesundheit und Stabilität des Waldökosystems sind.

Fichte produziert zwar mehr Festmeter als Buche am selben Standort, aber die Buche hat dichteres Holz und kommt somit auf fast die gleiche Masse wie Fichte. Die Tanne ist der Fichte beispielsweise im Zuwachs überlegen, wenn sie auf für sie optimalen Standorten wächst. Mit Exoten wie Douglasie und Küstentanne kann die Fichte bei weitem nicht mithalten. Aus wirtschaftlicher Sicht würde es trotzdem Sinn machen, auf die Fichte zu setzen, würde sie ihre theoretische Produktionsmenge an Holz tatsächlich erzeugen. Wie gesagt, theoretisch, denn einige Fichtenbestände erreichen nicht die übliche Umtriebszeit von 80 Jahren, da sie vorher meist irgendeinem Schadereignis erliegen. Die möglichen Gefahren reichen von Schneebruch über Windwurf bis zum Befall von Borkenkäfern. 

Viel wichtiger als der Zuwachs ist somit die Stabilität des Bestandes und eine dynamische (flexible) Anpassung an voraussichtliche Klimaveränderungen. Die Rotbuche zeichnet sich durch ihre enorme Schattentoleranz, eine große Kronenverformbarkeit und langanhaltende Höhen- und Volumenzuwächse aus. Aufgrund dieser Eigenschaften ist sie den meisten Mischbaumarten auf Dauer überlegen und neigt zur Bildung von Reinbeständen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Buche den größten Wertholzanteil in einschichtigen Beständen erreicht. Mehrschichtige Bestände sind jedoch strukturreicher und haben eine höhere Artenvielfalt, die Stabilität der Bestände wird dadurch gefördert. Hinzu kommen ökonomische Vorteile hinsichtlich einer breiteren Risikostreuung (mehr dazu im Kurskapitel „Biodiversität“).

2.1.2 Wächst der Wald nicht von allein?

Der Wald wächst zwar von allein, doch durch forstliche Eingriffe kann man der Natur helfen, sich schneller und effektiver an den Klimawandel anzupassen. Extreme Wetterereignisse, Schädlingsbefall und veränderte Niederschlagsmuster setzen den Wäldern stark zu. Gezielte Aufforstungsmaßnahmen, der Einsatz klimaresistenter Baumarten und die Pflege junger Bestände können die Widerstandsfähigkeit der Wälder erhöhen.

2.1.3 Welche Baumart soll ich also zukünftig setzen?

Die Wahl der Baumarten ergibt sich aus der natürlichen Waldgesellschaft, dem möglichen Baumartenspektrum und dem Standort (Abbildung 1). Im Baumartenspektrum sind die für die jeweilige Höhenstufe und Klimalage passenden Baumarten enthalten; das Standortpotenzial bestimmt die Auswahl geeigneter Baumarten (siehe Kapitel 1 „Waldboden“). Die Verjüngung von Waldbeständen erfolgt entweder durch die Nutzung der natürlichen Verjüngung oder künstlich über Pflanzung und Saat. Vielmehr sollten auf Bestandesebene verschiedene heimische und nichtheimische Nadel- und Laubbaumarten vertreten sein, um das Risiko eines möglichen Ausfalls im Klimawandel zu reduzieren.

Abbildung 1.1
Schematische Darstellung von Standortsparametern und primären Standortsfaktoren (umrandet).

Das Bundesforschungszentrum für Wald hat für die neun Wuchsgebiete Österreichs Baumartenampeln entwickelt. Die Baumartenampel bietet eine erste Einschätzung, welche Baumarten in die engere Wahl fallen sollten: Grün zeigt eine hohe Wahrscheinlichkeit an, dass die klimatischen Bedingungen für eine Baumart passen. Gelb zeigt eine mittlere Eignung an und bei Rot wird von dieser Baumart abgeraten.

Klicken Sie auf Baumartenampel hier oder im Menü, falls Sie das Tool einmal ausprobieren möchten.

2.1.4 Exkurs zu den relevantesten Baumarten der Waldbewirtschaftung von morgen

Im Folgenden finden Sie Informationen zu ausgesuchten Baumarten verlinkt:

Seltene heimische Baumarten mit hohem ökologischem und ökonomischem Wert

Da im Klimawandel Anpassungsfähigkeit eines der wichtigsten Merkmale für die Baumartenwahl ist, lohnt es sich, auf die fast vergessenen und selten gewordenen heimischen Baumarten wie Elsbeere und Speierling zurückzublicken, bevor man an ausländische Baumarten denkt, deren Wirkung auf unsere Waldökosysteme noch nicht gänzlich geklärt ist. Die gezielte Förderung dieser heimischen Arten bietet eine Reihe von Vorteilen, wie die Bewahrung der genetischen Vielfalt und einer verbesserten Widerstandskraft bei Schadereignissen und können daher eine kluge und zukunftsweisende Entscheidung für Waldbesitzer:innen darstellen. Im folgenden Video stellen wir Ihnen Speierling, Elsbeere, Moorspirke, Wildbirne und Feldulme vor.

2.1.5 Projekt „FORSITE“

Für das Bundesland Steiermark gibt es eine detailliertere Entscheidungsgrundlage, die im Projekt „FORSITE – dynamische Waldtypisierung Steiermark“ erarbeitet wurden. Geboten wird eine digitale Beratungsplattform zur Baumartenwahl. Derzeit in Bearbeitung sind: Niederösterreich, Oberösterreich und Burgenland, die Finanzierung erfolgt durch das BMLUK im Rahmen des Waldfonds. Die Fertigstellung ist für Ende 2026 geplant.

Dynamische Waldtypisierung Steiermark – Agrar-Server Land Steiermark

BFW-Empfehlung:

„Wald im Klimawandel – Empfehlungen für die Baumartenauswahl“ (PDF)

2.1.6 Wo bekomme ich geeignetes Pflanzmaterial? 

Die Auswahl des Saat- und Pflanzgutes ist für forstliche Kulturen von größter Bedeutung, denn die einmal gewählte Herkunft ist Produktionsgrundlage für viele Jahrzehnte. Durch hohe Ausfallraten, langsamen Wuchs oder schlechte Qualität können ungeeignete Herkünfte das Betriebsergebnis entscheidend beeinflussen.

Die Informationsplattform herkunftsberatung.at hilft, das optimale Saat- und Pflanzgut für ihren Waldstandort auszuwählen. Sie basiert auf dem nationalen Register der zugelassenen Plantagen und Saatguterntebestände des Bundesamtes für Wald, den behördlich angemeldeten Saatgutbeerntungen in Österreich sowie auf den Ergebnissen von Herkunftsversuchen am BFW.

Ist gerade keine passende Herkunft zu bekommen, ist es besser, auf das richtige Material zu warten, anstatt eine unpassende Herkunft zu pflanzen oder anzusäen.

Bei Unklarheiten holen Sie sich Hilfe bei Berater:innen für Forstpflanzen oder beim BFW.

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