Kapitel 2.2

Waldbau

2.2 Waldbauliche Möglichkeiten

2.2.1 Wie kann ich meinen Wald klimafit machen?

Um Ihren Wald klimafit zu machen, gibt es verschiedene Ansätze und Maßnahmen, die Sie ergreifen können. Das folgende Video gibt einen ersten Einblick. Im Anhang finden Sie zudem eine Anleitung mit den wichtigsten Schritten.

Die kontinuierliche Nutzung von Holz trägt nicht nur zu gesunden und robusten Wäldern bei, sondern sichert auch regelmäßige Einnahmen. Häufig fragt man sich, wie viel Holz man aus einem Wald gewinnen kann und welche Maßnahmen zur Pflege des Waldes erforderlich sind. Lösungen dafür bietet ein Waldwirtschaftsplan. Durch Geländeuntersuchungen und computergestützte Auswertungen können verschiedene Karten erstellt werden, beispielsweise eine Dringlichkeitskarte. Dadurch können Waldbesitzer:innen feststellen, wo und wann Maßnahmen im Wald erforderlich sind, wie beispielsweise die Anpassung von Beständen an den Klimawandel.

Diese Waldwirtschaftspläne werden u.a. von den Landwirtschaftskammern erstellt und unterstützen Waldbewirtschafter:innen bei ihrer täglichen Arbeit.

2.2.2 Was soll ich nach einem Windwurf machen?

Vorsorgliches Handeln:

  • Windwurf-Aufarbeitung ist sehr gefährlich und sollte nur von Profis durchgeführt werden

(weitere Informationen im Kapitel „Arbeitssicherheit“).

  • Um Borkenkäferbefall zu vermeiden, sollte das Schadholz möglichst rasch entfernt werden. Das bedeutet aber nicht, dass Sie den erstbesten Anbieter wählen müssen.
  • Informieren Sie sich schon im Voraus über geeignete Unternehmen da bei einem großflächigen Schadereignis die Nachfrage groß sein wird. Das ZÖFU–Zertifikat zeichnet qualitativ hochwertige zertifizierte österreichische Forstunternehmen aus.
  • Schließen Sie sich mit benachbarten Waldbesitzer:innen für die Aufarbeitung zusammen, dann ist der Auftrag für professionelle Firmen auch attraktiver.

Schritte nach Eintreten eines Sturmereignisses: 

  1. Schaden einschätzen (soweit möglich, vermeiden sie das Betreten der Schadfläche)
  2. Kontaktaufnahme mit benachbarten Waldbesitzer:innen
  3. Forstunternehmen beauftragen
  4. Behörden kontaktieren
  5. Holzabnehmer kontaktieren
  6. Planung der Aufarbeitung, der Holzabfuhr und ggf. der Zwischenlagerung
  7. Nach Einsatz des Forstunternehmens Fläche kontrollieren (wurde alles entfernt?)
  8. Vorbereitung des Forstschutzes (mehr dazu im Kapitel „Waldschutz“)

Im Kapitel „Holzvermarktung“ werden Firmen und Verbände sowie Waldwirtschaftsgemeinschaften noch vorgestellt.

Mulchen

Vorteile

  • Einheitlicher Bodenaufbau
  • Maschinelle Aufforstung möglich

Nachteile

  • Gerade bei den beschriebenen Zellen- und Nesteraufforstungen braucht man es eigentlich nicht, es reicht punktuelles Mulchen für die wirtschaftlich interessante Art, die ich einbringen möchte (Füllhölzer kommen von selbst).
  • im steilen Gelände schwierig, hohe Kosten.
  • Biomasseakkumulation (in Nadelstreu und Hackschnitzeln wächst nichts), besser punktuell die richtige Stelle aussuchen.

Astmanipulation

Nach Windwurf oder Schneebruch liegen viele Äste am Boden. Diese sollte man zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit so weit wie möglich dort belassen (Fratten legen, s. Abbildung 5) oder zumindest abzopfen, andernfalls gehen die Nährstoffe aus dem Wald verloren.

Abbildung 2. Fratten. Urheber: BFW/ Anna Walli

Begleitvegetation

Bei großflächigen Schäden kommt Begleitvegetation wie Brombeeren zuhauf hervor, da die Samen über 100 Jahre im Boden verweilen und bei genug Licht und Wärme sofort sprießen. Aber auch eingeschleppte Arten wie asiatischer Knöterich und Springkraut nutzen die Gelegenheit. 

Was tun? 

  • Austreten (aber geht nur bei Arten, die nicht so hoch wachsen)
  • Sicheln und schneiden (so oft wiederholen, wie nötig)
  • Auskesseln mit Handwerkzeug (nur bei Gruppen, wo es nötig ist) 
  • Brombeer-Rechen

2.2.3 Waldumbau – Wie kann aus einem reinen Fichtenwald ein Mischwald werden?

Die Umwandlung eines reinen Fichtenwaldes in einen Mischwald ist ein langfristiger Prozess, der sorgfältige Planung, Management und Zeit erfordert. Hier sind einige Schritte, die dabei helfen können:

    1. Bestandsaufnahme und Analyse: Wie in Kapitel 1 „Waldboden“ erläutert.
    2. Zieldefinition – Bestandesziel (Brennholz, Wertholz, Sägerundholz? Wo soll was am Ende stehen?))
    3. Auswahl geeigneter Baumarten
    4. Planung der Pflanzung: Entwickeln Sie einen Pflanzplan, der die Platzierung der verschiedenen Baumarten berücksichtigt. 
    5. Fällung und Entnahme von Fichten: In mehreren Phasen können Fichten selektiv gefällt werden, um Platz für die neuen Baumarten zu schaffen. Es ist wichtig, das Gleichgewicht zwischen der Entnahme von Fichten und der Einführung neuer Baumarten zu wahren.
    6. Pflanzung neuer Baumarten: Pflanzen Sie die ausgewählten Baumarten entsprechend dem Pflanzplan. Achten Sie auf geeignete Pflanzabstände und -tiefen (s. PDF Standortgerechtes Aufforsten)
    7. Pflege und Schutz: Jungbäume benötigen Schutz vor Wildverbiss und anderen Gefahren. Die Einrichtung von Schutzzäunen oder anderen Schutzmaßnahmen ist erforderlich (mehr dazu im Kapitel „Wildschäden“). Regelmäßige Pflege, wie das Entfernen von Konkurrenzvegetation um junge Bäume herum, ist wichtig. 
    8. Monitoring und Anpassung: Überwachen Sie regelmäßig den Fortschritt des Mischwaldes. Passen Sie die Managementstrategien bei Bedarf an, um ein gesundes Wachstum zu fördern. 
    9. Die langfristige Pflege des Mischwaldes ist entscheidend. Dazu gehören regelmäßige Durchforstungen, um Platz für gesundes Wachstum zu schaffen, und die Förderung von Artenvielfalt.

Die genauen Schritte können je nach örtlichen Bedingungen variieren, und es ist ratsam, sich mit lokalen Forstexpert:innen abzustimmen.

Im Anhang finden Sie Empfehlungen für waldbauliche Maßnahmen, abhängig von der natürlichen Waldgesellschaft, dem Fichtenanteil und dem Bestandesrisiko:

2.2.4 Pflanzverbände für Bestandesbegründung

Abbildung 3. Der Dreieck-Verband nutzt den Raum effzienter als der Quadrat-Verband aus (Quelle: BFW)
  • möglichst keine Quadratverbände -> Rechteck oder Dreieck, um die Fläche besser auszunutzen

Ein Dreieckverband nutzt den Raum effizienter als ein Quadratverband, minimiert Lücken zwischen den Kronen und ermöglicht mehr Bäume pro Fläche. Bei einem idealen Endbestand von 6 m Abstand finden im Dreieckverband 320 Bäume Platz (im Quadratverband nur 278), was bis zu 16 % mehr Ertrag bringt. Bäume werden in einem Rechteckverband mit 2,6 m Reihenabstand und 1,5 m Abstand in der Reihe gepflanzt, was 2565 Pflanzen pro Hektar benötigt. Diese Anordnung erleichtert die Durchforstung und führt im Altbestand zu einer optimalen Verteilung der Bäume.

  • Man stellt sich den gewünschten Endbestand vor und überlegt, wo sollte welche Baumart am Ende stehen und beginnt diese zu setzen 
  • Reservist steht direkt neben meinem zukünftigen Endbestand.

Reservisten helfen, das Risiko zu streuen. Falls der Hauptbestand ausfällt, können die Reservisten die Lücke füllen und somit den wirtschaftlichen Verlust minimieren).

  • Den Rest kann man zum Teil der Naturverjüngen überlassen und zum Teil einen sehr lockeren Baumarten-Mix ergänzen, damit die Fläche möglichst schnell wieder bestockt ist (im Falle eines Windwurfes).
  • Zellenaufforstung 
    • Wird eher selten angewandt, nur bei Baumarten, die von Natur aus recht gerade wachsen. Meist sind das Baumarten mit großer Endknospe wie Ahorn, Nuss und Kirsche.
    • ca. 70-80 Zellen/ha, 5 Bäume je Zelle = 350-400 Stück
    • Füllholz nach Bedarf (Abhängig von der Region, vom Wuchsgebiet: Für Eiche wäre Hainbuche, Feldahorn günstig, Haselnuss gut geeignet (wächst nicht so hoch hinaus, Astreinigung aber keine Kronenkonkurrenz).
    • Nebenbestand mit Köpfung in Personenhöhe, damit Zielbaumart astrein hochwachsen kann.
  • Nesteraufforstung 
    • Wird bei Baumarten angewandt, die nicht so leicht geradstämmig wachsen, wie Buche, Eiche, Linde und Ulme.
    • 80-100 Nester/ha, 15-21 Bäume je Nest, da man mehr Unterstützer braucht, damit ein guter (gerader und astfreier) Stamm rauskommt (am Ende will man nur einen aus dem Nest herauspflegen).
    • Füllholz nach Bedarf (Wenn erwartbar ist, dass der Nebenbestand durch Naturverjüngung nachkommt, diesen nutzen, sonst pflanzen). 
Abbildung 4. Zellen- und Nestaufforstung bei Laubholz
  • Truppaufforstung

Wird vor allem zur Produktion von Eichenwertholz angewandt.

Um eine zentrale Eiche wird ein Ring mit sechs und ein zweiter mit zwölf Eichen gepflanzt. Der äußerste Ring mit einer dienenden Baumart enthält ebenfalls zwölf Exemplare. Die Abstände der einzelnen Ringe im Trupp sowie der Pflanzen auf dem Ring betragen einen Meter, die Distanz der Trupps voneinander entspricht auch dem gewünschten Endbaumabstand.

  • Reihenaufforstung

(Edellaubholz) denkbar auf großen Kahlflächen (Schadflächen). Im Abstand von 13 x 1,5 m ca. 500 Pflanzen/ha, Füllholz zu ca. 1000 Stück oder Naturverjüngung.

  • Fichte, Tanne, Lärche 2,8 x 1,4 m oder 2,3 m (Dreieck oder Rechteck besser als Quadrat, abstimmen mit Pflegemöglichkeiten (wie viel Platz brauche ich?)), 2000 – 3000 Pflanzen je ha.
  • Kiefer ab 3000 Pflanzen je ha, 2 x 1,5 m.

Konkurrenzschwache Arten wie Eiche, Kirsche oder Esche sollten nicht in Einzelmischung, sondern nur in Gruppen eingebracht werden, sodass nur die Bäume am Rand der Konkurrenz einer stärkeren Art ausgesetzt sind.

Teilflächenkultur

Die Teilflächenkultur ist eine Alternative zur kostenintensiven flächigen Aufforstung von Laubholzkulturen. Hier kann man sich den Dichtstand, der zur Erziehung von geraden, astfreien Stämmen nötig ist, noch leisten, was man auf Großflächen nicht mehr kann. 

Wie:

  • Zellen oder Nester werden in einer endstammorientierten Verteilung nur mehr auf Teilen der Fläche ausgebracht, z. B. Grabeneinhang eine Zelle, dann andere Stelle normaler Verband, Käferlücke wieder Nest oder Zelle -> man kann auf standörtliche Gegebenheiten eingehen.
  • Bepflanzung der Teilflächen kann in relativ engen Verbänden erfolgen.
  • optimale Verteilung auf der Gesamtfläche
  • Restflächen können der Sukzession (natürlichen Angebot der Naturverjüngung) überlassen werden. Besser bei Aufforstung sparen und bei Dickungspflege Aufwand betreiben.
  • keine Buntmischungen mit mehreren Baumarten bei Aufforstung

Zum Vertiefen: 

BFW Praxisinformation Nr. 44 – 2017 zu Klimafitter Wald (PDF)


2.2.5 Was sind die Vor- und Nachteile von Natur- und Kunstverjüngung?

Bei der Verjüngung sollte auf eine Zuspitzung „Naturverjüngung gegen Pflanzung“ verzichtet werden, denn es ist besser, beide Verfahren je nach Situation, aber auch in Kombination miteinander zu verwenden.

Tabelle 1. Vor- und Nachteile der Naturverjüngung
Tabelle 2. Vor- und Nachteile der Kunstverjüngung

Pflanzzeitpunkt bei Kunstverjüngung

Entweder im Frühjahr nach Ende des Bodenfrostes → Boden ist nach Schneeschmelze frischer → Längeres Zeitfenster für die Aufforstung als im Herbst

Oder von Mitte August in Hochlagen bis Ende Oktober in Tieflagen (Triebabschluss bei Nadel- bzw. Laubfall bei Laubbaumarten) 

    • In schwer erreichbaren Lagen, wenn eine Aufforstung im Frühjahr nicht rechtzeitig möglich war
    • In Gebieten mit geringen Winterniederschlägen 
    • Nach starkem Bodenfrost eventuell Nachtreten notwendig

Übliche Pflanzmethoden finden Sie hier.

Tabelle 3. Kostenvergleich (Kosten abhängig von Pflanzenanzahl, -größe und Baumart)

Tipp:


Nutzen Sie Fördermöglichkeiten. Für Schäden durch Wind hat es immer schon Förderungen gegeben, aber es gibt inzwischen auch Fördermöglichkeiten für die normale Bewirtschaftung und Aufforstungen. Besprechen Sie diese unbedingt vor der Pflanzenbestellung mit den zuständigen Förster:innen der Bezirkskammer oder Bezirksforstinspektion, damit die entsprechenden Pflanzenzahlen für ein förderungswürdiges Projekt bestellt werden können.

Sinnvoller ist es, bei der Pflanzenmenge zu sparen und mehr in die Qualität der Pflanzung zu investieren.

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