
Kapitel 2.3
Waldbau
2.3 Laubholzbewirtschaftung – Ziel Wertholz
Im Vergleich zum Nadelholz hat Laubholz meist eine größere Krone und nur ein Teil des Stammes wird astfrei, während man beim Nadelholz fast den gesamten Baum als Nutzholz verwenden kann, etwa 90 % der Masse. Beim Laubholz ist das anders, ein Laubbaum hat den Wert nur im unteren Viertel des Stammes, wenn er astfrei ist. Auf 5-10 m Stamm liegen hier etwa 60 % der Masse (Abbildung 5). Allerdings steigt beim Holz in der Güteklasse B bei Laubholz der Wert stärker mit zunehmendem Durchmesser, während beim Nadelholz ab einer mittleren Stärke der Wert nicht mehr wesentlich steigt. Bei einer verbesserten Qualität (Güteklasse A) steigert sich der Wert des Laubholzes ebenfalls.

Abbildung 5. Ein optimal gewachsener Laubholzstamm auf gutem Standort. Der Z-Baum hinterlässt seine Astspuren als innerer astiger Kern (grün), der wegen verzögerter Astreinigung in zunehmender Höhe breiter wird. Der begehrte Wertholzgürtel (braun) wird nach oben hin kleiner, bis der Qualitätsrahmen für Wertholz verlassen wird und nur mehr minderwertiges Holz produziert werden kann (Quelle: BFW/Ruhm, Schönauer)
Ziele der Laubwertholzproduktion sind daher…
- ein Durchmesser von 50-60 cm (Birke, Erle 40 cm),
- eine lange grüne Krone (65-75% der Baumhöhe),
- Astfreiheit im unteren Stammviertel (die ersten 5-10 m) und
- beste Qualität
…in möglichster kurzer Umtriebszeit. Über lange Zeit hinweg galt die Ansicht, dass Laubwertholz eine sehr lange Wachstumsphase benötigt und Bäume daher 200 Jahre stehengelassen werden sollten, um schmale Jahrringe zu erzielen. Allerdings spielt die Breite der Jahrringe für den Wert und Nutzen des Laubholzes keine wesentliche Rolle. Der Mehrwert, den man nach 200 Jahren für die schmaleren Jahrringe erzielen könnte, ist nicht signifikant höher als der Wert eines Stammes mit breiteren Jahrringen, der nach 80-100 Jahren zur Versteigerung gebracht wird. Zudem steigt mit zunehmendem Alter des Baumes auch das Risiko von Schadereignissen wie Stammfäule. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es daher sinnvoller, ein schnelleres Dickenwachstum des Stammes zu fördern.
Damit die Ziele der Laubwertholzproduktion erreicht werden können, wurde die QD-Strategie entwickelt. „Q“ steht für Qualifikation und „D“ für Dimensionierung. Das sind die beiden wichtigsten Phasen. Man startet jedoch mit der Etablierung und endet mit der Reife (s. Abbildung 6).

Abbildung 6. Die vier Phasen der QD-Strategie
Etablierung:
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten zur Erziehung eines astfreien Schaftes:
1. Qualitätsentwicklung durch Dichtstand
-
- Selbstreinigung
- Mehr Pflanzen je Flächeneinheit nötig
2. Qualitätsentwicklung ohne Dichtstand
-
- Kronenschnitte, Astung
- Weniger Pflanzen je Flächeneinheit nötig
Qualifikation:
- 1. Optionen suchen (Vorstufe zum Z-Baum),
- 2. dann an diesen Form- und Astschnitte durchführen.
Schnitte erst bei Stammdurchmesser ab Bierkrugstärke in Phase 2 und 3
– Nur Äste mit maximal 4 cm Stärke asten, sonst können Pilze in die Wunde eindringen.
– Nur Zwiesel, Steil- und Starkäste entfernen, nicht alle! Da wird gerne übertrieben, aber jeder Schnitt birgt das Risiko, dass Keime und Pilze eindringen, also nur das Nötigste entfernen.
– Zeitpunkt: Beginn der Vegetationsperiode (April bis September). Manche Baumarten saften sehr (Ahorn, Birke, Nuss, Hainbuche, Ulme), das ist aber an sich nicht schlimm. Wenn man das dennoch vermeiden möchte, sollte man außerhalb der Vegetationsperiode asten.
Totasterhalter (Kirsche, Pappel) müssen unbedingt geastet werden.
Totastverlierer (restliches Laubholz) können auch durch Dichtstand astfreie Stämme entwickeln.
- 3. Bedränger knicken, auf Personenhöhe köpfen oder ringeln (letztere zwei haben den Vorteil, dass der Baum noch 2-3 Jahre unterstützen kann).
Dimensionierung:
- Z-Baum-Abstand und Kronendurchmesser sollen je 12-15 m betragen.
Faustformel
für nötigen Freiraum [m] in der Dimensionierungsphase: BHD [m] x 25

Abb 7: Man kann sich auch anhand der Kronen orientieren. Alle Bedränger, die die Krone des Z-Baumes berühren, sollten entfernt werden. Nur wenn die Krone in der Dimensionierungsphase genug Platz erhält, kann ein ordentliches Dickenwachstum erfolgen.
Reife:
- Durch regelmäßige Eingriffe wie konsequentes Freischneiden (Entfernen von Bedrängern) konnten die zu Beginn definierten Ziele erreicht werden. Somit können die Z-Bäume geerntet werden.
Im Kapitel „Holzvermarktung“ erfahren Sie, was es beim Verkauf von Laubwertholz zu beachten gibt.
Im folgenden Video zeigen wir Ihnen die wichtigsten Schritte am Beispiel einer Eichen-Aufforstung.
Video Laubholzpflege
Kernaussagen
Gewinn wird überwiegend durch die Endnutzung erwirtschaftet, daher soll sich die Bestandesbegründung bereits auf den Endbestand ausrichten.
Bei der Aufforstung könnend durch weitere Pflanzverbände (geringere Pflanzzahlen) bedeutende Kosten eingespart werden -> Sparen Sie bei der Anzahl der Pflanzen, nicht bei der Qualität der Pflanzung!
Dreieck- bzw. Rechteckverbände sind stets günstiger als Quadratverbände, weil der Standraum besser genutzt werden kann.
Größerer Standraum ermöglicht stärkere Dimensionen und damit haben Bestände mit geringerer Stammzahl eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen Schnee- und Sturmschäden.
Naturverjüngung ist in den meisten Fällen günstiger als eine Aufforstung, eine entsprechende Stammzahlreduktion ist jedoch immer nötig.