Kapitel 3.3

Wildschäden

3.3 Wann sind Schäden problematisch für den Bestand?

Wildschaden an einer Baumart oder einem ganzen Bestand wird dann festgestellt, wenn die Anzahl der unbeschädigten Pflanzen nicht mehr ausreicht, um das Bestandesziel mit entsprechender Anzahl, Verteilung, Qualität und Mischung der Baumarten in vertretbarer Zeit zu erreichen. Wildschaden ist so gesehen nicht nur die wildbedingte Beeinträchtigung von einzelnen Bäumen, sondern auch die Behinderung, Verzögerung oder sogar Verhinderung des Aufbaues angestrebter Bestandesformen.

In den Jagdgesetzen aller Bundesländer gibt es klare Regelungen, ab wann ein Schaden vorliegt. In den Jagdverordnungen der jeweiligen Bundesländer sind Verfahren zur Schadensbewertung und möglichem Entgelt für die Waldeigentümer:innen geregelt. Diese Verfahren sind aber sehr kompliziert, weshalb sie sich am besten Unterstützung vom Bezirksförster/ der Bezirksförsterin oder der Bezirksbauernkammer holen sollten.

Verbiss: 

  • Verkrüppelung, Zwieselbildung oder Wuchsverzögerung junger Bäume
  • Steigender Pflegeaufwand, Ersatzpflanzungen werden nötig
  • Entmischungseffekt – wichtige Mischbaumarten wie Tanne, Buche oder Eiche bleiben durch eingeschränktes Höhenwachstum zurück und werden von Fichte (die meist nicht verbissen wird) überwachsen.
Abbildung 7. Schalenwildverbiss schädlich (Quelle: waldwissen.net, S. Bahlinger

Fege-, Schlag- und Schälschäden:

  • Pilze dringen in die Rinde ein und verursachen Rotfäule (z. B. bei der Fichte). Holz betroffener Stammteile wird entwertet, Bestand wird labil, Schnee und Sturm können dann zu einem Zusammenbruch des Bestandes führen.
  • Sind nicht alle Teile junger Bäume zerstört und treiben tieferliegende Zweige wieder aus, ist dennoch oft der Konkurrenznachteil gegenüber den anderen Forstpflanzen nicht mehr einzuholen.
  • Bei Fege- und Schlagschäden kommt es oft zu Austrocknung und Absterben des Baumes.
  • Kiefer kann Schälschäden gut überwallen und so Fäulnis vermeiden.

Statistik der österreichischen Waldinventur (ÖWI)

 Nach aktuellen Ergebnissen der ÖWI sind 40 % der Waldflächen, auf denen eine Verjüngung notwendig ist, von Wildschäden betroffen. Im Kleinwald sind die Schäden leicht geringer, in Betrieben etwas größer. Jedenfalls unterstreicht dieser hohe Prozentsatz die Herausforderungen und Risiken, denen ein Waldumbau gegenübersteht. Das macht zusätzliche Maßnahmen erforderlich, um den Waldumbau zu fördern.

Abbildung 8. Anteil der Wildschadensfläche an der verjüngungsnotwendigen Fläche (ÖWI 2016/21)

Wichtige Fakten:

  • Auf 39 % des Gesamtwaldes ist Verjüngung notwendig, aber nur auf 41 % davon auch tatsächlich vorhanden. 100 % sind erforderlich, um die Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung besser erhalten zu können.
  • Zu hohe Verbissbelastung führt zu Baumartenverlust durch selektiven Verbiss und damit zu
    – Entmischung
    – Verlust von Stabilität und Resilienz, Schutzwirkung und Vielfalt
  • Laub- und Mischwälder sind anfälliger für Wildschaden als Nadelwälder
    – Wildeinfluss nur für Fichte und Buche teilweise tragbar ->hinsichtlich klimafitter Wälder für die anderen Baumarten aber nicht
    – Auch der Waldbau muss sich hier anpassen
  • Störungen/Jagddruck im Wirtschaftswald steigern Verbiss- und Schäldrück im Schutzwald.

Info: Schutzwald


 Besonders besorgniserregend ist, dass viele dieser beschädigten Gebiete Schutzwälder sind, insbesondere solche, die dazu dienen, Infrastruktur und menschliche Siedlungen zu schützen. Der Verlust dieser Wälder bedeutet ein erhöhtes Risiko für Naturgefahren wie Lawinen und Steinschlag. Oftmals können solche Hänge nur durch den Einsatz von technischen Maßnahmen wie Verbauungen gesichert werden. Zusätzlich ist eine rasche Wiederbewaldung von entscheidender Bedeutung, um die Stabilität der Hanglagen wiederherzustellen.

Angesichts des Klimawandels wird es daher immer wichtiger, einen vielfältigen Baumbestand zu schaffen, um das Risiko zu verteilen und die Stabilität des Waldes zu erhöhen. Dies erfordert gemeinsame Anstrengungen von Forstwirtschaft und Jagd.

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