Kapitel 5

Waldschutz

5.1 Schäden und Ursachen

5.1.1 Schadholz

Laut der Holzeinschlagsmeldung des BML wurden 2023 19,02 Millionen Erntefestmeter ohne Rinde (Mio. Efm) geerntet. Dies bedeutet einen leichten Rückgang des Einschlages um 1,76 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Schadholzanteil lag mit 9,02 Millionen Erntefestmetern um 24,20 Prozent über dem Vorjahr. Die Hauptschadensfaktoren waren Borkenkäfer mit einem Anteil von 45 %, gefolgt von Stürmen mit einem Anteil von 36 % und sonstigen Schadereignissen mit 18 %. (Quelle: BML)

Die Borkenkäferschäden nahmen 2023 weiter zu (Quelle: Dokumentation waldschädigender Faktoren): Die Menge stieg um 8 % an und erreichte mit 4,04 Millionen Festmeter (exakt Vorratsfestmeter) den dritthöchsten Wert in Österreich. Die Schwerpunktgebiete bleiben Osttirol und Oberkärnten, in den nördlichen Kalkalpen hat sich die Situation verschärft. Der hohe Anteil an Borkenkäferschäden ist Grund zur Sorge, denn durch die Klimaerhitzung geraten die Bäume einerseits verstärkt unter Trockenstress (vor allem die Fichte), wodurch sie an Widerstandskraft verlieren und andererseits fühlt sich der Borkenkäfer noch wohler. Der Buchdrucker (Ips typographus) beispielsweise, kann in Mitteleuropa in Jahren mit günstigen Bedingungen bis zu drei Generationen pro Jahr haben. Außerdem stellen nicht aufgearbeitete Windwürfe und die Schneebrüche vom Dezember 2023 reichlich geeignetes Brutmaterial zur Verfügung.

Abbildung 1. Schadholz durch Sturm, Schnee und Borkenkäferbefall in Vorratsfestmeter für ganz Österreich (Quelle: BFW – Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren)


Wissenschaftliche Studien belegen, dass Trockenheit der zentrale Faktor für die Besiedelung von Fichten durch den Buchdrucker ist. Daraus resultiert in der Regel eine Massenvermehrung, die je nach Seehöhe, klimatischen Gegebenheiten, Standort und Bestand unterschiedlich ausgeprägt ist (s. Abbildung 2).

Abbildung 2. Schadholz durch Buchdruckerbefall in Vorratsfestmeter je Hektar Waldfläche auf Forstbezirksebene (Quelle: BFW – Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren)

Seit Mitte 2024 steht den Waldbewirtschafter:innen ein Borkenkäfer-Dashboard online zur Verfügung, mit dem die Gefährdung für Buchdruckerbefall besser abschätzbar wird und daraus kurz- und längerfristige Maßnahmen abgeleitet werden können. Für die Modellierung von Trockenstress der Fichten sind viele Variablen, wie beispielsweise Angaben zur Bodenart oder zum Skelettgehalt (= Anteile von Bodenpartikeln größer als 2 mm), nötig, die flächendeckend nicht vorhanden sind. So nutzt das Borkenkäfer-Dashboard klimatische Dürre-Indices der vergangenen 30 und 90 Tage, um die Wasserversorgung abzubilden. Völlig neu entwickelt wurden Karten zur grundsätzlichen Anfälligkeit von Standorten und von Beständen für die Massenvermehrung von Buchdruckern. Die Karten basieren unter anderem auf der Zahl möglicher Buchdruckergenerationen pro Jahr und der Geländemorphologie bzw. dem Anteil von Fichten und der Bestandeshöhe. Durch die automatische Anpassung des Layouts an die Bildschirmgröße des Endgerätes kann das Borkenkäfer-Dashboard sowohl am PC als auch direkt im Wald auf Tablets oder Smartphones genutzt werden. Das Borkenkäfer-Dashboard entstand in einer Kooperation zwischen Universität für Bodenkultur und BFW, finanziert durch den Waldfonds.

5.1.2 Schädlinge

Abbildung 3. Buchdrucker (Ips typographus) Quelle: BFW
Abbildung 4. Kupferstecher (Pytiogenes chalcographus) Quelle: BFW

Es gibt relativ wenige Insektenarten, die als Forstschädlinge großflächige Kalamitäten auslösen und damit aus wirtschaftlicher Sicht sehr gefährlich werden können. 

Zu den Schädlingen zählen vor allem der Achtzähnige Fichtenborkenkäfer oder „Buchdrucker“ (Ips typographus) und der Sechszähnige Fichtenborkenkäfer oder „Kupferstecher“ (Pytiogenes chalcographus). Vor allem der Buchdrucker kann im Falle einer Massenvermehrung tausende Hektar Wald zum Absterben bringen und enormen wirtschaftlichen Schaden verursachen, aber auch die Schutzwirkung von Waldbeständen kann vollkommen aufgehoben werden. 

Massenvermehrungen treten auch bei anderen Insektenarten immer wieder auf, wie etwa bei der sogenannten „Nonne“ (Lymantria monacha), einem Nachtfalter, der in wellenförmigen Großkalamitäten tausende Hektar, zum Teil auch natürlicher Fichtenwälder, zum Absterben gebracht hat. Zu Massenvermehrungen neigen auch der Schwammspinner (Lymantria dispar) auf der Eiche oder der Große und der Kleine Waldgärtner (Tomicus piniperda bzw. Tomicus minor) auf der Rotkiefer, auch Weißföhre genannt. 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Klimaänderungen zu höheren Temperaturen und längeren Vegetationszeiten führen. Insektenpopulationen werden sich dann nicht mehr „lehrbuchmäßig“ verhalten und auch Arten, die bisher keine Probleme bereiteten, neigen plötzlich zu Massenvermehrungen. Es kann so keineswegs ausgeschlossen werden, dass neue „Problemarten“ dazukommen. 

Der Aufbau einer unkontrollierbaren Massenvermehrung kann in den meisten Fällen nur durch strikte Waldhygiene verhindert werden – d.h. dass die von Borkenkäfern befallenen Bäume umgehend zu entfernen sind. Der/Die Waldbesitzer/-in ist dazu durch das Forstgesetz verpflichtet, nicht zuletzt, damit die Borkenkäfer nicht auch den Wald des Nachbarn schädigen. Sieht man sich die Sache jedoch etwas genauer an, sind Waldhygiene und Totholzanreicherung durchaus nebeneinander möglich. 

5.1.3 Windwurf

Die Auswirkungen von Windwurf können von einzelnen umgestürzten Bäumen bis hin zu großflächigen Schäden reichen. Windwurf tritt häufig bei starken Stürmen auf, wenn Bäume den Windkräften nicht standhalten können. Besonders gefährdet sind Monokulturen und Wälder mit flach wurzelnden Baumarten wie Fichte. 

Vorbeugende Maßnahmen

  1. Mischwälder fördern: Ein vielfältiger Baumbestand ist widerstandsfähiger gegenüber Windwurf. Unterschiedliche Baumarten mit verschiedenen Wurzeltiefen und Kronenformen bieten gegenseitigen Schutz.
  2. Standortsangepasste Baumarten wählen: Wie ausführlich in Kapitel 1 erklärt wurde, ist es wichtig, Baumarten auszuwählen, die gut zum Standort passen. 
  3. Pflege und Durchforstung: Regelmäßige Durchforstung reduziert die Konkurrenz um Licht sowie Nährstoffe und fördert die Stabilität der verbleibenden Bäume. Achten Sie darauf, schwache und kranke Bäume zu entfernen.
  4. Randbäume schützen: Bäume an den Waldrändern sind besonders exponiert. Eine gestaffelte Pflanzung oder das Anlegen von Windschutzstreifen können die Wirkung von Wind abmildern.

 

Nach dem Windwurf

Sollte es dennoch zu Windwurf kommen, ist schnelles Handeln gefragt:

  • Sicherheitsaspekte beachten: Umgestürzte Bäume und hängende Äste können gefährlich sein. Überlassen Sie das Aufräumen im Zweifelsfall Fachleuten.
  • Rasch aufräumen: Entfernen Sie umgestürzte Bäume zügig um Folgeschäden durch Borkenkäfer und andere Schädlinge zu verhindern.
  • Wiederaufforstung planen: Nutzen Sie die Gelegenheit den Wald nachhaltig umzugestalten. Setzen Sie auf eine Mischung aus stabilen Baumarten um die Widerstandsfähigkeit gegen zukünftige Stürme zu erhöhen (s. Kapitel 2)

5.2 Das ABC der Borkenkäferbekämpfung


Die wichtigsten Schritte zur Bekämpfung von Borkenkäfern sind: 

Der häufigste Fehler ist die zu späte Entfernung von borkenkäferbefallenen Bäumen: Es wird erst reagiert, wenn braune Nadeln oder abfallende Rinde sichtbar sind. Zu diesem Zeitpunkt sind die Käfer meist bereits weitergezogen. Deshalb ist es wichtig, Borkenkäferbefall frühzeitig zu erkennen und befallene Bäume rasch zu entfernen oder zu behandeln (Entrinden, Verhäckseln oder mit Stammschutzmitteln besprühen). Hauptflugzeiten sind April/Mai, Juli und eventuell Ende August/September, erkennbar an Bohrmehl in Rindenritzen oder Spinnweben.

Das rechtzeitige Fällen von Borkenkäferbäumen und die anschließende Lagerung des Holzes außerhalb des Waldes oder dessen bekämpfungstechnische Behandlung sind entscheidend, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Fangbäume sollten im Bereich vorjähriger Käferschadensflächen an Bestandesrändern (8-10 m Abstand zu befallsgefährdeten Fichten) gelegt werden, um überwinternde Borkenkäfer gezielt anzulocken. Gesunde Bäume der Ober- und Mittelschicht sollten im Frühjahr zwei bis sechs Wochen vor dem Käferflug bereitgestellt werden, idealerweise ein Fangbaum auf zwei bis drei Käferbäume. Bei voller Besiedelung müssen weitere Stämme nachgelegt werden, und eine Kontrolle sollte ein- bis zweimal pro Woche erfolgen. Die Abfuhr oder Entrindung der Fangbäume muss vor dem Jungkäferstadium erfolgen, idealerweise zwei Wochen nach der Besiedelung, um das Ausfliegen der Mutterkäfer zu verhindern. Bei der zweiten Käfergeneration sind Fangbaumvorlagen nicht zielführend, und in schwer zugänglichen Lagen werden Fangschläge empfohlen.

Die Abschöpfwirkung von Pheromonfallen wird oft überschätzt; trotz hoher Fangmengen werden bei wissenschaftlichen Experimenten nur etwa 30 % der ausfliegenden Käfer gefangen, vergleichbar mit Fangbäumen. Vorteile der Pheromonfallen sind ihre konstante Fangkapazität über die gesamte Vegetationszeit, keine Kapazitätsgrenze bei regelmäßiger Leerung und die mehrjährige Nutzbarkeit. Nachteile sind das Fehlen geeigneter Aufstellungsplätze ohne Sicherheitsabstand, der Pflegeaufwand, der notwendige Pheromonwechsel alle sechs bis acht Wochen und die reduzierte Fangleistung bei konkurrierenden Bäumen. Pheromonfallen sind optimal für das Monitoring des Flugverlaufs und als Fallengürtel um Holzlagerplätze geeignet, jedoch bedarf der Bekämpfungseinsatz im Wald geschulter Forstexpert:innen, die Sicherheitskriterien einhalten.

Um einer gefährlichen Vermehrung besonders des Kupferstechers vorzubeugen, sollte der Schlagrücklass möglichst rasch austrocknen können (kurze Abtrennung der Wipfel und Restholzstücke, Hackguterzeugung), ansonsten entfernen oder behandeln.

Zum Weiterlesen: 

Wie erkenne ich Borkenkäferbefall? – Klimafitter Wald

Borkenkäfer! Wie werde ich die wieder los? – Klimafitter Wald

Informationen zum Borkenkäfer – BFW

Merkblatt Borkenkäfer (PDF)

Merkblatt Empfehlungen gegen Borkenkäfer (PDF)

Merkblatt Großer Brauner Rüsselkäfer (PDF)

FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Borkenkäfer (PDF)

Forstschutz Aktuell (shop.bfw.ac.at)

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